Mit Peter Pühringer, Managing Director
Stäubli Robotics gilt als einer der Pioniere im Bereich der Automation in Sauber- und Reinräumen. Wie kam es dazu, dass Stäubli frühzeitig auf die Entwicklung solcher Produkte gesetzt hat?
Zu Beginn der Neunziger Jahre zählte Stäubli noch zu den Nischenanbietern im Bereich der Robotik. Als solcher konzentrierten wir uns auf Nischenmärkte, in denen die Einstiegsvoraussetzungen für Roboter so hoch waren, dass sie mit Standardrobotern nicht zu erfüllen waren. Das geschlossene Design unserer Roboter mit ihren Hohlwellenantrieben war die Grundvoraussetzung für den Einsatz der Roboter in Sauber- und Reinraum. In den Bereichen Food, Pharma, Medizintechnik, Halbleiter und mehr setzten wir damit die Maßstäbe. Jahre später machten wir dann mit der Entwicklung unserer Stericlean Roboter den Weg frei für die Roboterautomation in aseptischen Umgebungen.
Die Zahl der Hersteller, die Roboter in hygienegerechter Ausführung anbieten, steigt stetig. Was bedeutet das für Stäubli Robotics und wie beurteilen Sie die Marktaussichten für Automation in den Bereichen Food, Pharma + Medical, Halbleiter, Photovoltaik und dergleichen?
Aus Stäubli ist längst ein Volumenanbieter geworden und die damaligen Nischenmärkte haben sich zu echten Wachstumsbranchen entwickelt. Hier wird es in den kommenden Jahren nur eine Entwicklungsrichtung geben, nämlich steil nach oben. Da wundert es nicht, dass immer mehr Hersteller in diese Märkte drängen. Wir sind hier in der glücklichen Lage, dass wir aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung in hygienesensiblen Bereichen einen technologischen Vorsprung haben, die Branchenanforderungen sehr genau kennen und unsere Roboter in bestimmten Applikationen als Referenz gelten. Die große Herausforderung für Stäubli wird sein, unsere Vorreiterrolle auch künftig zu verteidigen.
Worauf sollten Anwender bei der Wahl geeigneter Roboter für hygienesensible Applikationen achten?
Grundsätzlich sollte man für jede Anwendung einen exakt passenden Roboter wählen. Nur so lässt sich ein wirtschaftlicher Betrieb sicherstellen. Beispiel Food: Reicht für die Sekundärverpackung ein Roboter mit Standardschmiermittel, ist für die Primärverpackung die Verwendung von lebensmittelverträglichem Öl ein Muss. Sind die Roboter wash-down-Intensivreinigungen ausgesetzt, haben wir dafür wasserdichte Spezialausführungen im Programm. Und natürlich empfiehlt es sich, das Design der Roboter unter Hygienegesichtspunkten unter die Lupe zu nehmen. Gibt es Toträume, wie verlaufen die Kabel, wie glatt sind die Oberflächen, welche Materialien kommen zum Einsatz – genau da trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier bietet sich die nächste automatica für einen Vergleich des Roboterangebots an.
Die Vielzahl an Robotern für Reinraum-Applikationen lässt kaum Wünsche offen. Schwierig zu finden sind aber bislang mobile Lösungen. Wie sieht es mit dem Angebot an reinraumtauglichen AGV´s und sonstigen Mobillösungen aus?
Tatsächlich haben FTS für den Reinraum noch immer Exoten-Status. Doch der Markt wächst. Ob in der Halbleiterproduktion, im Food- und Pharmabereich oder der Medizintechnik – AGV und Mobilroboter werden den Materialtransport in sensiblem Produktionsumfeld revolutionieren. Deshalb haben wir bei Stäubli WFT am Standort Sulzbach-Rosenberg vor einigen Jahren eine eigene Produktion für reinraumgeeignete Mobillösungen aufgebaut. Mit der Erfahrung aus dem Reinraumrobotergeschäft entstehen hier AGV für Sauber- und Reinräume, hygienegerechte Spezialfahrzeuge, darunter selbstfahrende Kleinstapler sowie Mobilroboter wie unser Sterimove. Das ist der weltweit erste Mobilroboter für die pharmazeutische Industrie. Insgesamt sind im Reinraumsektor viele Neuentwicklungen zu erwarten, natürlich nicht nur von Stäubli.