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3 Fragen an Dr.-Ing. Christopher Schneider, Business Development Manager Robotics EMEA, Yaskawa Europe Robotics Division

Herr Schneider, Motoman Roboter genießen den Ruf als robuste Arbeitsmaschinen für harte Produktionsbedingungen. Jetzt steigt Yaskawa mit neu entwickelten Hygienedesign-Roboter in die hochsensiblen Bereiche Pharma und Medical ein. Was gab den Ausschlag für diese Entwicklung und welche mittelfristigen Ziele verfolgen Sie?

Mit den neuen Hygienic Design Robotern erweitern wir unser Portfolio und erschließen damit bewusst neue Marktsegmente. Als einer der größten Hersteller von Industrierobotik, mit über 100 Modellen in Europa, verfügen wir über eine breite Basis und suchen kontinuierlich nach neuen Anwendungsfeldern. Der Schritt in hygienisch sensible Bereiche wie Lebensmittel, Pharma und Medizintechnik ist daher eine wichtige strategische Weiterentwicklung unseres Portfolios.

In der Lebensmittelindustrie sind wir bereits stark vertreten, bislang vor allem im Logistik- und End-of-Line Bereich. Mit den neuen Robotern können wir Prozesse adressieren, die näher am Produkt stattfinden – dort, wo Hygiene, Reinigbarkeit und regulatorische Anforderungen besonders hoch sind. Auch im Pharmabereich sind wir seit Jahren erfolgreich in Verpackungs- und Handlingaufgaben nachgelagerter Prozesse, nun rücken wir schrittweise in produktnahe Anwendungen vor, die bislang nur schwer automatisierbar waren.

Unsere Erfahrung in der Laborautomation, insbesondere mit dem Dual Arm Roboter, hat gezeigt, dass wir komplexe Aufgaben auch in sensiblen Umgebungen erfolgreich umsetzen können. Die Hygienic Design Modelle setzen genau hier an: Sie verbinden Robustheit und Präzision mit kompromissloser Hygiene und Normenkonformität.

© Messe München GmbH

Wie aufwendig war es, Standardroboter für anspruchsvolle Healthtech-Applikationen zu qualifizieren und warum haben Sie sich bei diesem Prozess für eine Kooperation mit dem Fraunhofer IPA entschieden?

Die Entwicklung von Robotern für anspruchsvolle Hightech-Applikationen in Pharma, Medizin und Lebensmittel beginnt nicht mit der Validierung, sondern deutlich früher – bei der präzisen Analyse der Anforderungen. Hygiene, Reinigbarkeit, Materialien, Oberflächen, Dichtungen und regulatorische Vorgaben müssen von Anfang berücksichtigt werden. Die anschließende Qualifizierung ist dann der Nachweis, dass die zuvor definierten Anforderungen auch zuverlässig erfüllt werden. Sie bestätigt das Ergebnis eines klar strukturierten Entwicklungsprozesses – und schafft die notwendige Sicherheit und Akzeptanz im Markt.

Dafür greifen wir auf jahrzehntelange Erfahrung in der Roboterentwicklung zurück – sowohl aus Japan als auch aus Europa, wo wir mit der Robot Factory und lokalen Entwicklungskapazitäten unsere Präsenz gezielt verstärkt haben. Damit sichern wir die Nähe zu den Märkten und die enge Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort.

Die Kooperation mit dem Fraunhofer IPA war in diesem Zusammenhang ein logischer Schritt. Das Institut ist europaweit eine der führenden Adressen, wenn es um Robotik, Reinraum- und Hygienic Design Kompetenz geht. Durch die Zusammenarbeit konnten wir unsere technische Expertise mit der wissenschaftlichen Tiefe und Neutralität eines renommierten Partners kombinieren. Das Institut bringt nicht nur die entsprechende Erfahrung in der Validierung solcher Systeme mit, sondern bietet auch das notwendige Testumfeld und die methodische Unabhängigkeit.

Bislang haben Sie mit dem HD7 und HD8 nur zwei Roboter für hygienesensible Umgebungen im Programm. Für welche Einsätze sind diese Roboter zertifiziert und ist es geplant, das Portfolio um weitere Roboterbaureihen zu ergänzen?

Unsere HD7- und HD8-Roboter sind für Anwendungen entwickelt, bei denen höchste Hygienestandards erfüllt werden müssen. Typische Einsatzfelder sind die Integration in Isolatoren, das Handling unverpackter Produkte im Pharma- und Lebensmittelbereich sowie Verpackungs- und Befüllprozesse, bei denen jede Form von Kontamination ausgeschlossen werden muss. Damit adressieren wir genau die Bereiche, in denen klassische Industrieroboter an ihre Grenzen stoßen und Automatisierung bisher oft nur eingeschränkt möglich war.

Mit diesen beiden Modellen haben wir den Einstieg geschaffen, um Kunden sichere und zuverlässige Lösungen für hochsensible Produktionsumgebungen anzubieten. Dabei setzen wir auf einen klaren „Voice-of-the-Customer“-Ansatz: Entwicklung in engem Austausch mit Anwendern, um die Anforderungen der Praxis präzise zu treffen und Lösungen bereitzustellen, die echten Mehrwert schaffen.

Gleichzeitig wissen wir, dass die Anforderungen sehr unterschiedlich ausfallen – von kompakten Robotern mit geringen Traglasten für enge Arbeitsbereiche bis hin zu größeren Reichweiten und höheren Lastkapazitäten. Entscheidend ist für uns, diese Vielfalt an Anforderungen im engen Dialog mit unseren Kunden und Partnern aufzunehmen und die Lösungen so zu entwickeln, dass sie genau den Branchenbedürfnissen entsprechen.